1000 Jahre Nienburg

Im Jahr 2025 jährt sich zum tausendsten Male die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Nienburg. Ein solches Jubiläum will natürlich gehörig vorbereitet sein, und so rief die Stadt Nienburg bereits 2022 mit einer Auftaktveranstaltung zur Bürger*innenbeteiligung auf. Voller Motivation nahm ich teil und besuchte auch über ein Jahr lang die sich anschließenden Workshops der Arbeitsgruppe „Kunst, Kultur und Bildung“. Eine mittlere zweistellige Zahl von Vorschlägen wurde eingebracht. Und sie wurden daraufhin sorgfältig verwaltet und vor jeder Gefahr einer möglichen Umsetzung bestens geschützt. Nach einem guten halben Jahr gab es endlich ein erstes Ergebnis: Das Formular „Prüfungskriterien für Programmvorschläge“. Daraufhin wurde geprüft. Und evaluiert. Und geprüft. Bei jeder weiteren Veranstaltung wurde im Monatstakt mitgeteilt, dass noch geprüft werde. Ein gutes Jahr lang. Vor einem immer kleiner werdenden Teilnehmerkreis. Die eigentliche Auswahl gestaltete sich als geheime Kommandosache – welche Vorschläge es nun gab und welche dem geheimnisvollen entscheidungsbefugten Kuratorium vorgelegt wurden, hat der Arbeitskreis leider nie erfahren. Obwohl er eigentlich gerne gearbeitet hätte. Ich frage mich bis heute, was diese Simulation von „Bürger*innenbeteiligung“ eigentlich sollte. Für die Vorbereitung und Erarbeitung größerer Projekte war es nach zwei Jahren jedenfalls zu spät.

Nun gut, im September 2024 wurde dann bei einer weiteren Veranstaltung das geplante Programm für das Jubiläumsjahr vorgestellt. Bei dieser Veranstaltung fiel es mir wie Schuppen aus meinen nicht mehr vorhandenen Haaren. Eine Großleinwand im Theater zeigt die erste Folie einer Präsentation. Als zweite Folie präsentierte der Referent… Visionen? Großartige Ideen? Noch nie Dagewesenes? Sensationen? Spektakel? Hohe Kunst und Kultur?

Nein. Er zeigt – Tusch, ta-taa… – ein Formular. 3 mal 4 Meter groß, ein Formular. Nach zwei Jahren härtester Arbeit und mehreren Hektolitern vergossenen Beamtenschweißes steht am Ende – ein Formular.

Man hat ein Formular entwickelt, in dem man seine Teilnahme am Festumzug anmelden kann. Das ist also der Höhepunkt einer öffentlichen Präsentation. Ein Formular, stolz in Übergröße auf die Leinwand geworfen. Ganz großes Kino, dachte ich. Von den zahlreichen Vorschlägen aus der Bürgerschaft fand sich hingegen nichts mehr wieder.

Meine Gedanken waren zuerst spöttischer Natur, aber dafür möchte ich mich bei der Stadtverwaltung aufrichtig entschuldigen. Inzwischen habe ich das künstlerische Potential dahinter erkannt und möchte nun alles tun, um mit einem spannenden Projekt zu einem erfolgreichen und verwaltungskompatiblen Jubiläumsjahr beitragen zu können.